DNA-Kette... da liegt das Geheimnis!
Die Herkunft
Die Gene des Zellkerns
Der Vergleich der genetischen Merkmale
Der Stammbaum
Das mitochondriale Erbgut
Die Zusammenfassung


DIE GENE DER FINNEN

Die finnische Herkunft

Die Herkunft der Finnen haben in den vergangenen Jahrzehnten sowohl Linguisten als auch Archäologen und Anthropologen zu klären gesucht.

Das Finnische gehört zu den uralischen Sprachen, so daß die sprachliche Verwandtschaft der Finnen mit den anderen finno-ugrischen Völkern außer Zweifel steht. Dennoch setzt sprachliche Verwandtschaft nicht zwangsläufig auch genetische Verwandtschaft voraus, und archäologische Funde besagen nichts über die Nationalität.

Was die Gene des Zellkerns über die Ursprünge der Finnen besagen

Professor Harri Nevanlinna und seine Kollegen haben in den 70er und 80er Jahren bemerkenswerte Forschungen über das Erbgut der Finnen geleistet, indem sie die Vielgestaltigkeit und die Verteilung der genetischen Merkmale unterschiedlichen Bluts in der finnischen Bevölkerung untersuchten.

Bei den Finnen wurden die gleichen allgemeinen genetischen Merkmale gefunden wie bei den anderen Völkern Europas. Auf der anderen Seite gibt es bei den Finnen bestimmte genetische Merkmale, die anderswo in Europa fast vollständig fehlen. Alles in allem erwiesen die Finnen sich als genetisch recht homogenes Volk.
Ein Vergleich der genetischen Merkmale der Finnen und der Balten zeigte, daß die Finnen und die Esten zu zwei Dritteln eine gemeinsame genetische Basis haben. Entsprechend wurde der Anteil der gemeinsamen Gene von Letten und Finnen auf 25-50 % geschätzt. Aufgrund der genetischen Merkmale des Zellkerns kam man zu dem Ergebnis, daß von den Genen der Finnen 20-25 % baltischen, etwa ein Viertel sibirischen und 25-50 % germanischen Ursprungs sind. Von dieser genetischen Vielgestaltigkeit hat man auch bei der Untersuchung der Verwandtschaftsbeziehungen zwischen den Völkern Europas Gebrauch gemacht.

Auf dem Fundament der Blutgruppeneigenschaften von 26 europäischen Völkern wurde ein Stammbaum konstruiert. Neben den Finnen sind in ihm auch die Sami als eigene Population berücksichtigt.

Der Stammbaumgabelt sich in zwei Hauptzweige. Zu dem einen Zweig gehört die Mehrheit der einbezogenen Völker, und die genetischen Distanzen zwischen ihnen sind relativ kurz. Den zweiten Hauptzweig bilden sieben Populationen, darunter die Sami und die Finnen. In diesen sieben Populationen haben die Gene des Zellkerns eine andere Verteilung als bei den meisten anderen Völkern Europas.

Die genetischen Wurzeln der Finnen im Lichte des mitochondrialen Erbguts

Die Feststellung, daß die Hälfte unserer Erbfaktoren von der Mutter stammen und die andere vom Vater, entspricht nicht ganz den Tatsachen. Ein kleiner Teil unserer Gene befindet sich in den Mitochondrien der Zellen, den Zellorganellen, die für die Energieproduktion der Zellen zuständig sind. Die DNS, also das genetische Material, der Mitochondrien wird in der Gesamtheit von der Mutter geerbt. Die wenigen DNS Moleküle in der Sperma werden offenbar nach der Befruchtung zerstört.

In den letzten Jahren hat die Erforschung des mitochondrialen Erbguts eine immer wichtigere Rolle bei der Untersuchung der genetischen Verwandtschaft zwischen verschiedenen Populationen eingenommen. Die Vererbung des mitochondrialen Erbguts entlang der "Mutterlinie", seine große Mutationsfrequenz und seine geringe Masse ermöglichen es, in ihm auftretende Veränderungen zwischen Bevölkerungen verschiedener Abstammung zu vergleichen. Der Grad der Verwandtschaft, also die genetische Distanz, läßt sich dabei mit Hilfe verschiedener Computermodelle quantifizieren.

Bei Untersuchungen über die Abstammung der Finnen wurde als Vergleichsgrundlage die Vielgestaltigkeit des mitochondrialen Erbguts der verschiedenen Völker Europas benutzt. Aufgrund der Ergebnisse läßt sich schließen, das die mitochondriale DNS der Finnen sehr ähnlich ist wie die der anderen Völker Europas, der finnougrischen ebenso wie der indoeuropäischen.

Die bei der Erforschung der mitochondriale DNS erhaltenen Ergebnisse unterstützen also die Annahme, der zufolge die Finnen das westliche, indoeuropäische Erbgut teilen. Diese These steht jedoch teilweise im Widerspruch zu den Schlußfolgerungen, die aus Forschungen über die Gene des Zellkerns gezogen wurden. Laut diesen Forschungen unterscheiden die Finnen sich relevant von den meisten anderen Europäern. Jedoch könnte es sich um einen Scheinwiderspruch handeln, der mehr die unterschiedlichen Zeitperspektiven reflektiert, die bei der Erforschung der Zellkern-DNS und der mitochondrialen DNS zum Tragen kommen.

Es ist offensichtlich, daß die Vielgestaltigkeit der mitochondrialen DNS zeitlich viel weiter zurückreicht als die Vielgestaltigkeit der Zellkerngene. Man hat geschätzt, daß die Zeitperspektive bei der Erforschung der mitochondrialen DNS Zehntausende Jahre beträgt, während sie bei Vergleichen der Verteilungsdichte der Gene des Zellkerns mit einigen tausend Jahren anzusetzen ist. Somit ist das Bild von den Beziehungen zwischen den Populationen, das sich aufgrund der Erforschung der Verteilung und Vielgestaltigkeit von Zellkerngenen ergibt, zeitlich mit den Ergebnissen der Linguisten vereinbar.

Zum Abschluß

Die genetischen Forschungen der letzten Zeit weisen darauf hin, daß die Finnen, wie auch die anderen finnougrischen Völkern, genetisch den indoeuropäischen Populationen nahestehen. Zu den Eigenarten der Finnen gehört eine hohe Uniformität ihres Erbguts.



Autorin: Marja-Liisa Savontaus, Dozentin für Humangenetik an der Universität Turku

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